Im Gespräch wurden uns Seelsorgern gegenüber Unsicherheiten geäußert, wie jetzt die angemessene Form für den Friedensgruß aussehen soll.
Nachdem wir uns in der „Corona-Zeit“ längere Zeit nicht die Hand gegeben haben, sind jetzt alle entsprechenden Regeln aufgehoben. Dennoch lohnt es sich, die liturgische Praxis zu reflektieren. Darum hier einige Gedanken zur Praxis des Friedenszeichens in der Heiligen Messe.
Auch in der Geschichte unseres Gottesdienstes wurde über den Friedensgruß diskutiert. Vor zehn Jahren war das ein Thema im Rahmen der Bischofssynode über die Eucharistie . Der Papst sah damals die berechtigte Sorge, dass durch einen inflationären Austausch von Grüßen an dieser Stelle die innere Einheit von Wandlungsgebet, Brotbrechung und Kommunionempfang gestört werden könnte.
Daher wurden Überlegungen angestellt, ob man wie etwa in der sogenannten „Ambrosianischen Liturgie“, die man in der Diözese Mailand feiert, den Friedensgruß im Rahmen Gabenbereitung austauschen solle. Wenn das Friedenszeichen an dieser Stelle des Gottesdienstes steht, geht es um die Versöhnung mit dem Bruder und der Schwester, bevor man seine Gaben zum Altar bringt (vgl. Mt 5,23-24).
Man entschied sich dagegen, weil in unserer „römischen Liturgie“ der Friedensgruß kein Versöhnungsritus ist. Es ist keine Bitte um Weltfrieden, diese hat ihren Ort in den Fürbitten. Das Friedenszeichen steht nach der Wandlung. Das bedeutet, dass der auferstandene Christus im Sakrament auf dem Altar gegenwärtig ist. Er schenkt uns Einheit und Frieden: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!“ Wenn nun die Gläubigen untereinander einen Gruß austauschen, versichern sie sich gegenseitig, dass sie durch Christus auch Einheit untereinander haben. Beides ist ja nicht voneinander zu trennen.
Die liturgischen Vorgaben sagen, dass es zwar immer das Friedensgebet gibt, das Friedenszeichen aber nicht in jeder Messfeier ausgetauscht werden muss. In vielen Ländern wird hier unterschieden, sodass es das Friedenszeichen nicht am Werktag, sondern nur am Sonntag gibt.
Weiter konnten wir in der „Corona-Zeit“ neu lernen, dass es unterschiedliche Zeichen der Verbundenheit gibt: den Händedruck, aber auch ein freundliches Ansehen oder Zunicken. Beides hat seine Berechtigung. Es reicht auch aus, dieses Zeichen mit seinem konkreten Nachbarn auszutauschen.
Wenn wir in unserer gottesdienstlichen Praxis nun in die „Normal-Zeit“ zurückgekehrt sind, lohnt es dennoch sich bewusst zu werden: Was ist der Sinn einer Handlung? Wie wird deutlich, dass wir von der Gegenwart Christi beschenkt sind, die uns Frieden schenkt? Wie drücken wir aus, dass
katholischer Gottesdienst kein individuelles Geschehen ist, sondern wir uns gemeinsam auf den Herrn ausrichten und er uns zu seiner Kirche macht?
Ich hoffe, diese Impulse zu Friedensgruß und Friedenszeichen helfen zu Vergewisserung und Sicherheit im Verhalten.
Pfr. Dr. Eugen Daigeler
Bild: Winfried Hollmann
In: Pfarrbriefservice.de