Büttenpredigt 23
Büttenpredigt 2023
1.
Liebe fröhliche Gemeinde –
so darf ich euch heut‘ doch nennen –
denn keinesfalls sind wir Feinde –
wir nur Schwestern – Brüder – kennen –
auch wenn’s zwischen Geschwistern kracht –
man kann sie schließlich nicht aussuch’n –
doch heute gilt, dass jeder lacht –
auch über sich – nun Schriftwort buch’n.
2.
Bergpredigt uns nun begleitet-
Matthäus füllt das Lesejahr –
Theologie er ausbreitet –
Jesus spricht zu des Volkes Schar –
mit Seligpreisungen beginnt –
ob sie uns schmecken, offen bleibt –
doch wer auf manch‘ Umdeutung sinnt –
hat nicht bemerkt, was er so treibt!
3.
Ganz krass ist es bei „arm vor Gott“ –
was früher „arm im Geiste“ hieß –
wer an Demenz denkt dabei flott –
erweist als dumm sich – oder fies –
gemeint sind Menschen, die bewusst
ihre Grenzen gern annehmen –
in Gott geborgen – ohne Frust –
zufried‘n sein – sind ihre Themen!
4.
In Politik solch‘ Gedanken
nicht zählen – da gilt and’rer Satz –
mit schönen Wort’n kann umranken
die größten Fehler – nur mein Platz
im Parlament möcht‘ gern behalt‘n –
natürlich in Regierung auch –
für Lambrecht aus Hannover walt’n
wird Pistorius – zeigt weißer Rauch!
5.
Damit sind wir bei wichtigst‘ Punkt –
in Ukraine gibt es Krieg –
Putin über Erfolge unkt –
dabei ist weit entfernt vom Sieg –
doch braucht Selynski neue Waff’n –
Scholz muss man zur Führung tragen –
Baerbock – Strack-Zimmermann – wollt’n’s schaff’n –
nur SPD stellt noch Fragen!
6.
Wer mich mehr in Russland aufregt –
ist der Patriarch – heißt Kyrill –
er mit Putin sich in’s Bett legt –
und meint noch, es sei Gottes Will‘!
Dabei dem KGB entstammt –
Geheimdienstler steckt ihm im Blut –
in Orthodoxie Pflock einrammt –
wer dagegen spricht, der braucht Mut!
7.
Im vierten Jahr jetzt Pandemie –
inzwischen schwächer ausgeprägt –
doch Folgen bleiben, die durch sie
verstärkt werd’n – Long-Covid sägt
so manchen Wunschtraum in den Müll –
auch sonst Gesellschaft Grund zum Klag’n –
manch‘ Totenschein musste ausfüll‘
Hausarzt – doch jetzt musst‘ Freiheit wag’n!
8.
And’re Felder – nur noch Krisen –
ob Energie – ob Inflation –
können Leben schon vermiesen –
bestimmen den politisch‘ Ton –
zu vielen Preisbremsen das führt –
obwohl Niveau inzwischen sinkt –
nur wenig hat dabei gespürt –
wer Festvertrag besitzt – wer winkt?
9.
Auch die Kirchen müssen sparen –
Gottesdienste war’n im Pfarrheim –
sonst mit niedrig‘ Werten fahren –
denn ohne Heizung wär‘ der Keim
für Schimmel grundgelegt – doch auch
half das meist recht warme Wetter –
viel Regen fällt auf Kopf und Bauch –
Petrus ist halt unser Retter!
10.
Den Apostel könnt‘ auch brauchen
uns’re katholisch‘ Kirch‘ in Rom –
oft Skandale neu auftauchen –
gilt auch für manchen deutschen Dom –
laut Franziskus „synodal“ soll
stets das neue Leitwort heißen –
doch entscheiden will allein – toll!
Das wird sich mit „Deutschland“ beißen!
11.
Papst Benedikt ist verstorben –
das war noch im vergang’nen Jahr –
von rechter Seit‘ stets umworben –
doch kleiner wurde lobend‘ Schar –
bewundernswert war der Rücktritt –
dadurch kann Papstamt menschlich sein –
für Sekretär kein schöner Schritt –
ich trink‘ Bier – und keinen Gänswein!
12.
Erzbischof Schick – er trat zurück –
was ich wirklich sehr bedauer‘ –
Spekulationen sind zum Glück
meist sinnlos – trotzdem spürt‘ Schauer –
wenn ich an Oster und Co. denk‘ –
Würzburg’s Bischof fällt da wohl aus –
zum Katholikentag da lenk‘
meine Gedank’n – Jung, bleib zu Haus‘!
13.
Vor einem Jahr ward errichtet
der neue Pastorale Raum –
darüber hab‘ ich schon berichtet –
doch spürte man ihn bisher kaum –
was sich schnell ändert, wenn die Zahl‘
der Priester sich wohl verringert –
dreiwöchentlich – bleibt keine Wahl –
Mess‘ am Sonntag – Kurs da schlingert!
14.
Was wird aus unser’n kirchlich‘ Baut’n?
Pfarrhäuser kann man gut verkauf‘ –
„neu‘ Pfarrheimnutzung“ – so Reg’l’n laut’n –
um Kitas mit Gemeinde rauf‘ –
doch selbst die Kirchen sind „bewert’t“ –
sich „Kategorisierung“ nennt –
nützt nichts, wenn Bürger sich beschwert –
„ihr müsst’s erhalt’n“ – Antwort man kennt!
15.
Ja, liebe Leut‘, so wird es kommen –
es stellt sich dabei eine Frag‘ –
die gefällt nicht allen Frommen –
was nützt da Jammern oder Klag‘?
Versammlungsraum für ganzen Ort –
auch kulturelle Nutzung passt –
noch manch‘ Gedanke setzt sich fort –
wenn Ideen ihr sprudeln lasst!
16.
In Schonungen – ihr nicht mehr staunt –
schon Abgeordneten es gibt –
im Bundestag – doch jetzt man raunt –
für Landtag man nach vorne schiebt
uns’ren Bürgermeister Rottmann –
wird er gewählt, dann wird bestellt
manch‘ Freibier – er behaupt‘n kann:
unser Ort ist der Nabel der Welt!
17.
Als Konsequenz gäb’s weit’re Wahl –
wir brauch’n neuen Bürgermeister –
übersichtlich Bewerberzahl –
hört man da vielleicht schon Geist-er?
Das Amt ist schon recht gut dotiert –
doch nicht so schön sind jetzt die Zeit‘n
von hate-speech – fake news – deshalb giert
danach kaum jemand – man muss fight’n!
18.
Schonungen – fast Zentrum schon –
mit Infrastruktur vom Feinsten –
viele Menschen wollen hier wohn‘ -
Steuersätze nicht vom Kleinsten –
Grundschule wird g’rad neu gebaut –
Realschule soll folgen bald –
wer sich nach Geschäften umschaut,
sehr viele find‘ – und auch viel Wald!
19.
Fünf Jahre jetzt im Ruhestand –
in diesem Jahr siebzig werde –
da geht ja schon viel Zeit in’s Land -
doch mich zieh’n keine zehn Pferde
zur Justiz – dafür Diakon –
Notarvertreter mach‘ ich gern –
Kulturarbeit – ganz ohne Lohn –
Sozialstation ist mir nicht fern!
20.
Noch einen Bibelvers erwähn‘ –
„selig sind, die Frieden stiften“ –
doch dabei muss jetzt niemand gähn‘ -
sie zu Kindern Gottes driften!
Ich hoff‘, dass auf dem Kontinent
Friede kommt - in Gottes Namen –
ich schließ‘ die Predigt – ihr mich kennt –
wünsch‘ noch „Gesegnet‘ Jahr“ – Amen!
Diakon Dr. Michael Wahler
Epiphanie 23
Ansprache WGF Epiphanie 23 Waldsachsen/Hausen
„Auch die Sonne hat Flecken – und dennoch gibt sie Licht.“
Die Entdeckung der Sonnenflecken durch Johannes Fabricius und dessen Vater im Jahr 1611 war eine wichtige Stunde der Astronomie – denn bis zu diesem Zeitpunkt hielt man die Son- ne entsprechend den antiken Vorstellungen für unbefleckt. Das hat sicherlich mit der Verehrung des Sonnengottes zu tun, die sich durch viele Religionen zieht. Trotzdem können wir Menschen auch heute bestätigen, dass diese Flecken zumindest für uns nichts an der Lichtkraft der Sonne ändern.
Warum diese Ausführungen am Fest der Erscheinung des Herrn – auch Epiphanie genannt, liebe Schwestern und Brüder? In den heutigen Schrifttexten ist von einem Stern die Rede, dem die Sterndeuter aus dem Osten gefolgt sind, wie auch von dem Licht, das die Heiden erleuchtet, wobei damit auch die Herrlichkeit Gottes umschrieben wird. Und dieses Licht, das der Welt erschienen ist, wird mit dem Kind in der Krippe, mit Jesus Christus, mit dem Messias und Sohn Gottes gleichgesetzt. Deshalb strahlt viel Licht an diesem Tag auf – wobei die Sonne sicherlich den größten Anteil daran hat – ob leuchtend hell oder von Wolken verhangen.
Nun aber zu den Flecken – und das meine ich im übertragenen Sinn gerade für unsere Kirche - schließlich soll sie Zeugnis von Christus, dem Licht der Welt, geben, damit alle Menschen zu ihm kommen können. Doch wir kennen gerade in unserer Zeit die vielen Flecken, die das Bild verdunkeln, die manchmal nur noch einen Lichtschimmer erkennen lassen. Dabei ist der körperliche, sexuelle und spirituelle Missbrauch an erster Stelle zu nennen – aber es gibt noch weitere Schatten. Diese liegen sicherlich auch in der Struktur der Kirche – in ihrem Anspruch, allein die Wahrheit zu kennen oder gar zu sein. Das wurde zwar im 2. Vatikanischen Konzil erheblich relativiert, jedoch waren viele Vorstellungen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. immer noch davon geprägt. Was daraus folgte? Das Denken in Hierarchien, das Gefühl der Auserwählung bei manchen Klerikern und das Ausblenden schlimmer Verbrechen durch die verantwortlichen Amtsträger. Wer nur die Strahlkraft der Institution als wesentlich erachtet, verkennt völlig die Sündhaftigkeit nicht nur einzelner Glieder, sondern des ganzen Systems!
Was ist dagegen zu tun, liebe Schwestern und Brüder? Ich glaube, dass sich zuerst ein neues Bewusstsein unter allen Gläubigen entwickeln muss, dass nicht nur individuelles Fehlverhalten vorliegt, sondern eine Schuldhaftigkeit der Institution. Wir müssen uns nicht ständig für die Sünden einzelner Amtsträger entschuldigen – wir sind vielmehr aufgefordert, mitzuarbeiten an der Reinigung unserer Kirche. Das geht nicht ohne Schmerzen, benötigt aber auch eine Anpassung an die allgemeinen Menschenrechte, an die Erkenntnisse der heutigen Wis- senschaften und an die Notwendigkeit synodaler Entscheidungsstrukturen. Dabei können wir übrigens auch von den orthodoxen Kirchen lernen, die in ihrer Lehre ihrem Namen alle Ehre machen, in der praktischen Umsetzung aber demokratische Formen pflegen. Und ich hoffe, dass der „Synodale Weg“ in Deutschland dabei helfen wird – damit das Licht des Glau- bens trotz aller Flecken weiterhin leuchtet und strahlt!
Eigentlich ein passendes Schlusswort – doch möchte ich noch kurz auf die Sternsingeraktion in diesem Jahr eingehen. Das Motto lautet: „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“. Der Schutz der Rechte der Kinder ist auf der ganzen Erde gefährdet – im Beispielsland Indonesien sind vor allem die Ausbeutung durch Kinderarbeit und die Einführung islamistischer Gesetze zu nennen, die sich besonders gegen Mädchen und Frauen richten.
Andererseits ist auch in unserem Land vor allem die psychische Verfassung vieler Kinder und Jugendlicher – besonders nach den Einschränkungen während der Corona-Pandemie – offenkundig - und auch hier sind Politik, Gesellschaft und Kirche angefragt.
Liebe Schwestern und Brüder,
nach so vielen ernsten Gedanken möchte ich noch einmal auf die Sterndeuter eingehen, die viele Namen haben – Magier, Könige, Weise –; in einem Punkt sind sie jedoch die Vorbilder zahlreicher Politiker geworden:
„Sie legten die Arbeit nieder, schmückten sich mit schönen Gewändern und machten viele Reisen…“
Diakon Dr. Michael Wahler
Jahresschluss 22
Ansprache Jahresschlussandacht 22 Mainberg/Abersfeld
„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ (Joh 14, 27a)
So sprach Jesus zu seinen Aposteln im Abendmahlssaal kurz vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane – so verkündete es Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, der am 1. Januar jeden Jahres begangen wird – so wünschen es wir uns alle gegenseitig am Weihnachtsfest. Wenn es nur in dieser Welt nur annähernd so wäre! Am Ende eines Jahres, das überhaupt nicht als friedlich einzustufen ist, in dem viele neue Krisen ausgelöst wurden und das wenig Hoffnung in der Zukunft erwarten lässt, müssen wir Rückschau halten, Hoffnungen begraben und mit wenig Zuversicht nach vorne schauen, liebe Schwestern und Brüder. Wie sollen wir da das heutige Evangelium als Frohe Botschaft verstehen?
Nun – die Situation, in der Jesus diese Sätze sprach, war keinen Deut besser als die aktuelle Zeitenwende, die wir im vergangenen Jahr erlebt haben. Jesus hat mit seinen Aposteln das Abendmahl gefeiert – und er spricht ihnen nun vor seinem baldigen Tod am Kreuz tröstende Worte zu – wobei er u.a. auf den Beistand verweist, den der Vater den verlassenen Jüngern senden wird, nämlich den Heiligen Geist. Und bei der Friedensverheißung fällt ein gesunder Realismus Jesu auf – denn der Zusatz: „nicht wie die Welt ihn gibt“ sagt sehr viel aus. Der Sohn Gottes versteht unter dem Frieden, der von Gott kommt, etwas anderes als Waffenstillstand, Diktatfrieden oder eine gegenseitige atomare Zerstörungskraft. Sein Friede ist etwas Dauerhaftes, Ausgeglichenes, Liebevolles – eben ein göttliches Werk. Wir Menschen können einen solchen Frieden nicht schaffen – aber darum beten und bitten!
Das aber, liebe Schwestern und Brüder, soll nicht als Resignation verstanden werden – wir sollen uns nicht einbunkern, sondern tatkräftig für einen solchen Frieden eintreten. Wie geht das? Es fängt damit an, klar und eindeutig die Verursacher von Gewalt, Krieg und Terror zu benennen und ihre Propagandalügen zu entlarven – es setzt sich fort in der Unterstützung der Opfer aller gewalttätiger Auseinandersetzungen – es findet einen gewissen Höhepunkt in der Dokumentation verbrecherischer Vorgänge, damit diese nicht in Vergessenheit geraten und idealerweise zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Verantwortlichen führen. Aber auch das Ertragen von Einschränkungen, die mit einem solchen Verhalten verbunden sind, ist eine ausgezeichnete Form der Solidarität – so kann man auch der verbreiteten Meinung von einer „deutschen Jammerrepublik“ etwas entgegensetzen!
Liebe Schwestern und Brüder,
so wünsche ich Ihnen am Ende eines turbulenten Jahres diesen Frieden Jesu für die nahe und weitere Zukunft und hoffe, dass unsere Welt wieder etwas friedvoller werden möge –
sodass 2023 tatsächlich ein „anno domini“ – ein „Jahr des Herrn“ – werde!
Amen.
Diakon Dr. Michael Wahler